2. Oktober 2013 dFt99RzPhF

Eine Weltmeisterin für Unterneukirchen

Unterneukirchen (sg.) Die 3.000-Seelen-Gemeinde hat erstmals eine Weltmeisterin.

Sie kommt nicht aus dem Sport, sondern aus dem Handwerk: Angelika Huber krönte sich in Budapest zur weltbesten Konditorin im Juniorenbereich bis 25 Jahre. Damit toppte die 23-jährige Konditormeisterin, die im elterlichen Betrieb Huber – Schönstetter beschäftigt ist, ihren 2008 gewonnenen Deutschen Meistertitel. Dieser hatte damals schon für großes Aufsehen gesorgt.

Schnell machte am Donnerstagmorgen dieser Riesenerfolg die Runde im Dorf. Erst wenige Stunden vorher, nämlich kurz vor Mitternacht, war der Titelgewinn beim Galaabend in der ungarischen Metropole verkündet worden. Rathaus-Vorplatz und das elterliche Geschäft waren festlich geziert, als die Weltmeisterin am Nachmittag daheim eintraf. Das schöne Ambiente, gepaart mit flotter Blasmusik und großem Applaus der gut hundert Zaungäste, beeindruckte die Titelträgerin derart, dass sie einige Tränchen nicht verbergen konnte. Mit so einem Empfang habe sie nicht gerechnet, verriet Angelika Huber.

Danach stellte sie ihren riesigen WM Siegerpokal ab und wurde von Verwandten, Bekannten, Beschäftigten und Bürgern beglückwünscht und gedrückt. Dabei fiel alle Last von ihr ab. Denn: Physischen und psychischen Stress habe sie „unendlich viel gehabt“ – und dies nicht nur beim je Acht-Stunden – Wettkampf am Dienstag und Mittwoch, sondern auch schon zuvor bei der Anreise am Sonntag sowie dem Aufbau der Gerätschaften und Materialien zur Erfüllung der geforderten Aufgaben. Nicht weniger als sechs Monate Zeit habe sie in die Vorbereitung gesteckt und mit Ex-Konditorweltmeister Manfred Bacher aus Mühldorf, der sie auch zum DM-Titel geführt hatte, trainiert.

Mit dem Ziel „nicht weniger als Fünfte oder Sechste zu werden“, sei sie hingefahren. Der Aufwand hat sich gelohnt: Ihre Kreationen zum Thema „Fashion“ mit ihrem „Zuckerschaustück mit Hut“ an der Spitze sowie Torten, Pralinen, Figuren, Eisbombe und weiteren Süßigkeiten überzeugten. Sie siegte unter zehn weiblichen und sieben männlichen Teilnehmern aus zwölf Nationen vor zwei Japanern. „Ich wäre umgefallen, wenn mich mein Trainer nicht gehalten hätte“, sagte sie. Das Gefühl sei unbeschreiblich gewesen. Auch die Eltern, Anton und Marlene Huber, die vor Ort waren, konnten den Erfolg kaum fassen.

„Zu dem außergewöhnlichen Anlass, der durch diesen Menschenauflauf dokumentiert wird“, wie Georg Heindl einleitete, gratulierte der Bürgermeister im Namen der Gemeinde. Damit habe man nicht rechnen können. „Aber der Angelika ist eine riesige Überraschung gelungen“, jubelte er und bekräftigte, „dass du damit dein großes Können bewiesen und den Namen euerer Bäckerei weltweite Ehre gemacht hast.“ An Ort und Stelle durfte sich die erste Weltmeisterin im Ort ins Goldene Buch eintragen. Tüßlings Bürgermeister Heinrich Hollinger, in dessen Kommune die Hubers knapp neben Unterneukirchen privat wohnen, freute sich, dass er binnen kurzem zwei Weltmeistern gratulieren durfte. „Neben einem sportlichen mit Johannes Kühn haben wir nun auch einen handwerklichen mit Angelika Huber.“ Auch Bäckerei-Innungsobermeister Oskar Hofstetter überbrachte seine Glückwünsche: „Hut ab.“

Die Worte nicht ganz wiedergefunden hatten Vater Toni und auch seine Tochter, als sie den Erfolg zu erklären versuchten und für den Empfang dankten. „Mitarbeiten durfte ich dort nicht, aber gefiebert hab ich viel – und das Ergebnis war hervorragend“, brachte der Papa hervor. „Der Pokal gehört nicht mir, sondern allen, die mich dort hin gebracht haben“, sagte die Junioren-Weltmeisterin Angelika Huber, bevor sie von Emotionen übermannt wurde.